Ultralauf - Markus Srb
/

... keep on running!

 

SAISON 2015

Die Saison 2015 ist Geschichte. Sie hat sich an einem großen Ziel orientiert: genügend Qualifikationspunkte für die Anmeldung beim "Ultra-Trail du Mont-Blanc 2016" zu sammeln. Dafür benötigt man 9 Punkte aus maximal 3 Rennen (seit 01.01.2014). Und das ist sich auch wunderbar ausgegangen:

Dirndltal Extrem Ultratrail 2014 --> 3 Qualifikationspunkte

Via Natura 100 Meilen 2015 --> 4 Qualifikationspunkte

Dirndltal Extrem Ultratrail 2015 --> 3 Qualifikationspunkte

Das ergibt trotz des DNF beim Großglockner Ultratrail eine Summe von 10 Punkten! Damit kann ich mich im Dezember beim UTMB anmelden. Das heißt allerdings noch nicht, dass ich auch wirklich starten kann, da die vorhandenen Startplätze ausgelost werden. Daher ist eine Saisonplanung für 2016 derzeit noch schwierig.

Abschliessend betrachtet hat die Saison 2015 alle Facetten des Sportlerlebens bedient. Ich habe als ein Highlight meinen ersten 100 Meilen Lauf gefinisht. Aber ich habe auch gelernt wie nahe Erfolg und Mißerfolg (-wenn man es überhaupt so nennen kann) beisammen liegen können. Am Großglockner noch grandios gescheitert, im Dirndltal sensationell die persönliche Zielzeit unterboten. Als dann doch nicht so glatt verlaufener Saisonabschluß habe ich noch festgestellt, dass auch eine "Flachlandpartie" bzw. eine vermeintliche "Kinderjause" seine Tücken parat hat.

Damit möchte ich die Saison mit einem Zitat beenden: "Du verlierst nie! Entweder du gewinnst oder du lernst." (unbekannt)


 

VIA NATURA TRAIL

 

Distanz: 100 Meilen (=ca. 168 km)

Höhenunterschied: +/- 6.886m

Datum: 15.-17.05.2015




"100 Meilen" oder "Der Kampf um das rote Barett"

 

Während es bei anderen Läufen um Medaillen, Finisher-Shirts und Platzierungen geht ist es im Ultralauf auch ein wenig anders. Bei manchen Läufen (z.B. dem Dirdltal Extrem Ultratrail) gibt es bei unterschreiten einer gewissen Zeit die einmalige Gürtelschnalle (nach amerikanischen Vorbild des Bad Water Ultramarathon). Auch für den einzigen 100 Meilen Ultratrail in Österreich hat sich der Veranstalter etwas besonderes ausgedacht.

Für jeden Finisher gibt es (beim ersten Mal) ein rotes Barett. Ohne die genauen Beweggründe für die Wahl des Veranstalters zu kennen halte ich das für eine sehr gelungene Idee.

Wenn man den Begriff Rotes Barett im Internet sucht kommt man auf ein sehr homogenes Ergebnis. Das rote Batrett ist, wo immer es aufscheint als Kopfbedeckung für sogenannte elitäre Einheiten Vorbehalten. Beim österreichischen Bundesheer trägt es die Garde (ja das hatte ich Ende der 90er auch schon besessen). In der Polizei ist es der Spezialeinheit Cobra vorbehalten. Auch wenn es international betrachtet auch negativ behaftete Personengruppen gab (wie z.B. eine serbische Spezialeinheit zu Kriegszeiten) so waren es doch immer Eliteeinheiten die sich dadurch kennzeichneten.

Per Definition gilt der Begriff elitär für die in Bezug auf ein bestimmtes Kriterium besten Personen einer Gruppe oder Gesellschaft.

Daher kann man natürlich auch so einiges in die angestrebte Siegestrophäe hinein interpretieren. Sicher ist jedoch, dass die kleine Gruppe die das Ziel erreichen wird in gewisser Weise als elitär anzusehen sein dürfte. Sie laufen nicht besser und sicher auch nicht schneller als andere Läufer - aber sie halten bedeutend länger durch als ihre Sportsfreunde und haben sich somit das rote Barett wohl härter verdient als viele andere!


Das Rennen

 

Die Anreise erfolgte am Freitag. In einer 3er-Fahr-, Lauf- und Wohngemeinschaft machten wir uns auf den Weg nach St. Lambrecht. Aufgrund der kurzfristigen Planänderung des Veranstalters waren wir etwas knapper dran als ursprünglich geplant und kamen somit genau zum Läufer-Briefing an. Nach Durchbesprechung der Strecke und der Pflichtausrüstung wurden die Dropbags für die Kilometer 33, 79 und 166 befüllt. Anschliessend war gerade noch Zeit für das rechtzeitige fertigmachen vor dem Start. Auch wenn das Wetter in Realität besser war als im Wetterbericht vorhergesagt so konnten wir uns auf einige Paar nasse Schuhe gefasst machen.

Um 17:45 Uhr trafen wir am Start zu den letzten Vorbereitungen wie Kontrolle der Pflichtausrüstung ein. Nach einer Ansprache von Organisator, Prälat des Stiftes und des Stellvertretenden Landeshauptmann erfolgte um genau 18:00 Uhr der Start.

Unter der Anfeuerung von einigen (wenigen) Zusehern ging es los. Entlang des Lambrechtbaches ging es die ersten Kilometer leicht ansteigend zum Auerlingsee. Einer meiner Mitfahrer machte ganz schön Tempo, wodurch ich Ihn bald aus den Augen verlor. Der zweite war von Beginn nicht ganz so gut drauf und ließ sich etwas zurückfallen.

Von dort aus wartete die erste wirkliche Herausforderung - ein extrem steiler Anstieg auf das Scharfe Eck. In einem kleineren Pulk mit 4 bis 6 Läufern machten wir uns an die Herausforderung.

Nach 10km oben angekommen bin ich einmal einem falschen Wegweiser gefolgt und schon stand ich am Gipfel des Scharfen Eck. 3 Läufer haben mich noch überholt, bevor mir ein Blick auf mein Navigationsgerät gezeigt hat, dass das Gipfelkreuz ja gar nicht auf der Strecke liegen sollte. Gerade mal 10km in den Beinen und schon der erste Bonuskilometer. Auch hatten mich recht viele Teilnehmer überholt.

Zurück auf der regulären Strecke hieß es immer am Rücken entlang zur Dreiwiesenhütte laufen. Nach der ersten Labestation machte ich mich auf das längste abfallende Teilstück. Nach weiteren 11km hatte ich den tiefsten Punkt der Strecke in Wildbad-Einöd erreicht.

Weiter ging es über St. Veit und Aich zum ersten Livepoint in Mühlen. Bei meinem Ankommen war ich doch sehr erstaunt, dass meine beiden Mitfahrer noch nicht eingetroffen waren. Ich war eigentlich davon überzeugt, dass sie vor mir sein mussten. Ich wechselte mal gleich von meinem nassen auf ein neues trockenes Schuhwerk. Nach 30 Minuten kamen Sie an - sie hatten sich öfters verlaufen und so schon einige Kilometer mehr in den Beinen.

Nach einer für mich sehr komfortabler Pause (von mehr als 40 min.) aber doch schon mitten in der ersten Nacht machte ich mich gemeinsam mit meinen beiden Mitfahrern (Alexander und Walter) sowie einem deutschen Teilnehmer (Dieter) auf den witterungsbedingten Abstecher hinauf zur Tonerhütte und wieder retour. Das hieß 628 Höhenmeter zuerst auf 5,5km aufwärts - Kontrollkarte einpacken und 628 Höhenmeter wieder hinunter nach Mühlen. Noch immer zu viert ging es weiter über Mondorf, Noreia und an St. Martin vorbei den Hang verlaufend entlang. Beim nächsten größeren Anstieg zwischen Kilometer 50 und 55 teilten wir uns in zwei Gruppen. Während Alexander und ich die Steigung etwas flotter nahmen und einige vor uns liegende Läufer überholen konnten, blieben Walter und Dieter wieder etwas zurück. Beim folgenden Abstieg nach Dörfl-Mosinz überholten wir auch noch Sigrid und ihren Begleiter. Nach 64 km und den ersten 12 Stunden musste ich kurz pausieren um meine GPS-Uhr an einen USB-Akku zu hängen. Alexander lief weiter - in der Annahme, dass wir einander beim nächsten Wasserkanister den er dringend benötigt treffen würden. Als ich nach eigiger Zeit den Versorgungspunkt 4 erreichte war von Alexander keine Spur und so begab ich mich alleine auf den 17km langen Anstieg zum Livepoint 2 am Klippitztörl.

Meiner Taktik treu ging es im flotten Gehschritt bergan. Auch wenn sich der Fahrweg sehr langwierig den Hang hinaufschlängelte genoss ich den etwas trockeneren Samstagmorgen. Gegen 09:30 Uhr erreichte ich das Naturfreundehaus am Klippitztörl und somit auch den zweiten Livepoint bei Kilometer 79. In Anbetracht dessen, dass ich Alexander nicht wissentlich überholt hatte, war ich doch sehr erstaunt zu erfahren, dass er bis zu meinem Eintreffen den Versorgungspunkt noch nicht erreicht hatte. Ich begann nun wieder eine längere geplante Pause von zumindest einer Stunde. Mit trockenem Schuhwerk und einer warmen Suppe sowie einem doppelten Espresso und einem großen Radler im Magen wollte ich dann meinen Weg weiter fortsetzen. Knapp vor meinem Aufbruch kamen auch Alexander, Walter und Dieter am Klippitztörl an - sie hatten am Anstieg doch wieder einige Bonuskilometer gesammelt. Erreichte ich den Livepoint als siebenter Läufer, so verließ ich ihn als elfter Starter. Mit meinen inzwischen 3 Mitstreitern verblieb ich in der Annahme, dass sie mich sowieso einholen würden.

Alleine, aber gut ausgeruht machte ich mich auf die 37km-Runde welche mich an den südlichsten, östlichsten und höchsten Punkt der Strecke führen sollte. Bereits auf den ersten zwei Kilometern konnte ich 2 ungarische Läufer vorbeigehen, welche mich in meiner exzessiven Pause überholt hatten. Nachdem ich die Baumgrenze hinter mir gelassen hatte konnte ich auch schon Sigrid und ihren Begleiter auf den letzten Metern zum Geierkogel ausmachen.

Auf dem nun folgenden Weg konnte ich mein Training am Salzburger Hochthron, meine bergsteigerische Erfahrung und meinen Erholungsfaktor der langen Pause perfekt ausspielen. So konnte ich beriets nach kurzer Zeit auf dem Teilstück zwischen Geierkogel und Forstalpe Sigrid und ihren Begleiter einholen und neuerlich hinter mir lassen. Von der Forstalpe ging es nun immer den Bergrücken entlang über die Forstalpe, den Kienberg und Gertrusk zum höchsten Punkt der Runde - dem Ladinger Spitz. Das Wetter war trocken und ab und zu kam die Sonne hervor. So war es auch nach 90 Kilometer noch ganz angenehm zu laufen. Bis dato hatten mich meine Mitfahrer noch nicht eingeholt. Die Laufschuhe waren noch immer trocken - ich hatte keine Blasen - meine mentale Verfassung war einwandfrei.

In der Folge verlief die Strecke abfallend bis zur Wolfsberger Hütte. Knapp nach der Wolfsberger Hütte holte mich nun doch ein Läufer ein. Manfred lief auf mich auf und es ergab sich, dass wir fürs Erste zusammenblieben. Genau das sollte sich für das noch folgende Rennen als Glücksfall herausstellen. Gemeinsam ging es über den Speikkogel hinunter zur Pöllinger Hütte. Auf einmal waren keine Markierungen mehr vorhanden - die Strecke am GPS zeigte querfeldein zur Pöllinger Hütte und Weg war ebenfalls keiner verfügbar. Da hieß es dann gemeinsam die beste Strecke durch das steile und verwachsene Gelände suchen. Es kostete zwar einiges an Zeit - aber dennoch konnten keine anderen Läufer auf uns aufschließen. Auf diese kurze Phase der Verunsicherung folgte eine recht gemütliche Phase von der Pöllinger Hütte über die Offner Hütte zur Ladinger Hütte. Knapp vor der Ladinger Hütte erreichte mich ein Telefonanruf von Alexander. Sie befanden sich gerade am Weg(suchen)zwischen Speikkogel und Pöllinger Hütte. Damit waren sie rund eine Stunde hinter uns. Damit beschlossen Manfred und ich in der Ladinger Hütte einzukehren. Ein Schweinsbratl-Brot und ein Cola sollten uns bis zur nächsten Verpflegungsstation durchfüttern. Nach einer knappen halben Stunde, in der wir versuchten den Einheimischen zu erklären was wir tun, ging es für uns weiter. Wir nahmen an, dass Alexander, Walter und Dieter baldigst auf uns auflaufen werden.

Über das Wetterkreuz, dem östlichsten Punkt unserer Strecke ging es weiter. Den Rücken hinauf in Richtung Forstalpe (ein letztes Mal auf über 200m Seehöhe) nahmen wir gemächlichen Schrittes. Inzwischen waren uns die bereits zurückgelegten 100km anzumerken. Da auch die zweite Nacht nahte, wollten wir mit unseren Kräften sparsam sein.

Über die Forstalpe und den Geierkogel ging es zurück zum Naturfreundehaus Klippitztörl. Dort erreichten wir bei Kilometer 116 den dritten Livepoint.

Es folgte neuerlich eine geplante längere Pause. Suppe, Radler, Espresso und viel sonstige Verpflegung sollten uns den Weg in die zweite Nacht erleichtern. Nochmals die Schuhe gewechselt und der Rucksack neu gepackt. Noch immer keine Spur von Alexander, Walter und Dieter. Auch die ungarischen Läufer sowie Sigrid und Begleiter waren noch ausständig. Nach einer guten Stunde begaben wir uns gut verpflegt und ausgerüstet sowie perfekt ausgeruht in die zweite Nacht. Um ca. 20:45 Uhr verließen wir für die letzten 52km den Verpflegungspunkt. Nun sprachen wir aus, was jeder für sich wohl schon des längeren mit sich selbst vereinbart hatte. Wir würden den Lauf gemeinsam zu Ende bringen - denn niemand wollte die zweite Nacht alleine durchlaufen. Über die Jägerstube und den Angelkogel machten wir uns in Richtung St. Martiner Hütte auf. Die Strapazen der letzten Stunde führten dazu, dass unsere Körper Probleme hatten die Temperatur zu halten. Am Bergrücken wehte ein starker Wind und der Nebel hielt Einzug. Wir zogen alles an, was sich im Rucksack finden ließ, dennoch war es bitter kalt. Der Weg zur St. Martiner Hütte zog sich lange hin und wir waren sehr glücklich nach passieren der achten Labestation endlich den Bergrücken zu verlassen. Ab der St. Martiner Hütte kamen wir wieder auf den Streckenabschnitt welchen wir bereits in der vergangenen Nacht in der Gegenrichtung gelaufen waren. Über St. Martin, Noreia und Mondorf ging es zurück nach Mühlen. Nun warteten noch genau 26km auf uns. Dies war nun wohl die schwierigste Phase. Auf den letzten Kilometern hatte sich trotz trockenem Schuhwerk eine Blase am linken Fußballen bemerkbar gemacht. Auch die zunehmende Übermüdung sorgte für eigenartige Wahrnehmungen. Nie im Leben zuvor war ich so müde. Zusätzlich waren die folgenden 12 Kilometer nicht sehr ansprechend. Es wartete eine Strassenetape auf uns. In jedem Baum sahen wir Menschen am Strassenrand - jeder Holzstoß erschien uns als Tier - wir sahen Häuser wo keine waren - und wir schliefen bei jedem dritten Schritt ein. Dennoch bewegten wir uns unbeirrt weiter, in der Gewissheit, der nächste Morgen kommt bestimmt. Nach langen 12km erreichten wir St. Marein bei Neumarkt und den letzten Wasserkanister. Die Morgendämmerung hatte sich bereits durchgesetzt und wir hatten nun wieder ein bedeutend ansprechenderes aber auch anspruchsvolleres Teilstück vor uns.

Der weitere Weg führte uns durch die Gragger Schlucht bis hin zum Grasluppteich. In Zeutschach angelangt gab es nochmals eine kurze Verwirrung betreffend der Strecke. Markierung, GPS-Daten und Wegverlauf passten nicht zusammen. Dennoch fanden wir die richtige Wegabzweigung. Endlich schaffte es die Sonne sich durch die morgentlichen Wolken zu kämpfen und zum ersten Mal seit Stunden wärmten sich unsere Körper wieder. Vor dem letzten Anstieg konnten wir sogar wieder auf unser kurzes Laufgewand umsteigen. Nun warteten noch genau ein Anstieg von 600 Höhenmeter zur Wallfahrtskirche Maria Schönanger.

Bei schönsten Wetter erreichten wir den Wallfahrtsort. Mit der Gewissheit, dass es nur mehr bergab geht, begannen wir die letzten Kilometer hinunter ins Tal. Die Müdigkeit hatten wir mit dem Sonnenaufgang hinter uns gelassen und das nahende Ziel verbreitete eine Hochstimmung. In der Zwischenzeit hatte ich mit meinem linken Fuß ein echtes Problem - doch der erste Blick auf das Zielgelände und die Gewissheit im Zweifelsfall auch auf den Händen ins Ziel laufen zu können, oder auch auf einem Bein hüpfend, relativierte alles. Egal was noch passieren würde - es würde zu schaffen sein.

Nach 36 Stunden und 30 Minuten erreichten Manfred und ich extrem müde aber auch sehr glücklich und stolz das Ziel. Es waren genau 4 Läufer (in zwei Zweiergruppen) vor uns. Damit waren wir eigentlich die Dritten die das Ziel erreichen konnten. Wie ich im Ziel erfahren musste hat Alexander und Walter beim dritten Livepoint aufgeben müssen.

Nach kurzer Nachtruhe und einer großen Portion Schnitzel fand die Siegerehrung statt. Dann konnten die roten Barette für die kleine Gruppe der Finisher in Empfang genommen werden. Von 37 angemeldeten Sportlern konnten gerade mal 15 das Ziel erreichen. Stolz aber müde trat ich die Heimreise an.

Ergebnis

 

Österreichische Meisterschaften

 Bei allem Stolz über die erbrachte Leistung bleibt doch ein wenig Wehmut. Mit meiner Platzierung hätte ich den zweiten Platz (ex aequo mit Manfred) in der österreichischen Meisterschaft belegt. Doch hatte ich nach Betrachtung des Starterfeldes nicht für die Meisterschaften genannt. Meinem Empfinden nach waren zu viele starke Läufer am Start. Aber wie man sieht kann auf 168km viel geschehen. Dieser Fehler wird mir sicher nicht nochmals passieren.


24H-LAUF IRDNING / 2015

Datum: 03-04.07.2015

Rundenlänge: 1,21775 km

Streckenbeschaffenheit: 100% Asphalt

zurückgelegte Distanz: 122,99275 km



Anreise und Vorbereitung

Nach einem kurzen Arbeitstag erfolgte die Anreise nach Irdning. Im klimatisierten Auto ging es auch ganz gut, so dass ich knapp nach 15:00 Uhr meinen Standplatz am Campingplatz "Im Dörfl" erreichen konnte. Gemeinsam mit meinem Betreuerteam haben wir in der erbarmungslosen Nachmittagssonne unser Zelt aufgebaut. Leider blieb mir mit Startnummernabholung und allen anderen Vorbereitungsarbeiten dann eine relativ kurze Regenerationsphase im Vorfeld des Rennens.

Rennbericht

Nach dem Briefing um 18:30 Uhr erfolgte pünktlich um 19:00 der Startschuss. Zu diesem Zeitpunkt hegten alle Läufer noch die Hoffnung, dass es in der Nacht etwas kühler werden dürfte. Die Hitze machte die Beine schwer und ich fand von Anfang an keinen guten Rhythmus. Auch nach Einbruch der Dunkelheit blieb es warm und so kam ich schon in den ersten Stunden nur mühsam vom Fleck. Ich pendelte mich auf einen 3er-Rhythmus ein - das heißt alle 3 Runden eine Kleinigkeit essen und Trinken. Vor allem das Essen machte mir Probleme, da sich der Hunger aufgrund der Temperaturen in Grenzen hielt. In diesem rhytmus kam ich über Nacht dennoch ganz gut voran - mit dem Sonnenaufgang wurde es dann wieder immer schwerer. So reifte in mir der Entschluss, dass ich nach 101 Runden (d.h. persönliche Bestleistung einmal eine Abkühlung im vorhandenen Badesee holen wollte um dann eine Entscheidung über den weiteren Verlauf treffen wollte. Diese Marke erreichte ich nach 20 Stunden 28 Minuten und 15 Sekunden. Für mich stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass wenn ich nochmals auf die Rennstrecke zurück käme, das wohl nur mehr in Badehose & Flip Flops sein würde um jede Abkühlung in Form von Dusche und Wasserwerfer auch in Anspruch nehmen zu können. Bei annäherndem Erreichen von normaler Körpertemperatur traf ich dann die Entscheidung nicht noch weiter meine Kräfte in einer aussichtslosen Hitzeschlacht zu vergeuden, sondern diese für die kommenden Aufgaben (Großglockner Ultratrail und Dirndltal Extrem Ultratrail) aufzusparen. Somit beendete ich das Rennen und begann mit der Regeneration.

Ergebnis

Es wurden folgende Bestleistungen aufgestellt: 24h-Lauf; 12h-Durchgangsleistung und 100km-Durchgangszeit.


GROSSGLOCKNER ULTRATRAIL

Distanz: 110 km

Höhenunterschied: +/- 7.000 m

Datum: 24.&25.07.2015



Gleich einmal vorab gesagt...

Üblicherweise versuche ich mit der Verwendung von Ausdrücken wie "mega", "giga", "supergeil", "extrem" und ähnlichem immer sehr vorsichtig zu sein. Doch bei diesem Lauf dürfte man auch einmal zu solchen Steigerungsformen greifen und muß ganz einfach sagen, daß einem am T-Shirt nicht zu viel versprochen wird. "Großglockner Ultratrail - Austrias Greatest Trailrunning Adventure" - und dieser Spruch ist Programm! Auch wenn heuer nicht alles nach Plan bzw. Wunsch gelaufen ist und ich somit das Ziel (zum ersten Mal) nicht erreichen konnte, bin ich stolz darauf, daß ich bei der Premiere dieses großartigen Events dabei sein durfte. Die 62 km (mit 4363 Höhenmeter) von Kaprun nach Kals waren gefühlt die härtesten 62 km meines Läuferlebens! Dieser Lauf hat das Zeug dazu um zu den ganz großen Trailrunning-Events in Europa aufzusteigen und ich wage es einmal vorauszusagen, dass er vor allem in Österreich zu einem Mythos (...auch Personen, Dinge oder Ereignisse von hoher symbolischer Bedeutung), ähnlich dem UTMB (www.ultratrailmb.com) in Frankreich werden wird!

Für mich persönlich heisst dieses Wochenende und der Rennverlauf, daß ich schon weiß was ich im Jahr 2016 am vorletzten Juliwochenende (22.-24.07.2016) machen werde. Ich habe mit der Strecke eine Rechnung offen und diese wird dann beglichen. Wie es so schön treffen heißt "ist nach dem Rennen vor dem Rennen" - somit wird nach Abschluß der heurigen Saison und einer kuzen Erholungsphase mit den Vorbereitungen für 2016 begonnen. Das Training wird oprimiert und ganz auf dieses Event abgestimmt. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen in 2016!

Das Rennen

Um mich richtig auf das Rennen einstimmen zu können bin ich diesmal rechtzeitig angereist. Damit war es mir möglich in aller Ruhe meine Startunterlagen abzuholen und dann noch einige erste Eindrücke zu sammeln, bevor ich mich endgültig auf den Lauf vorbereiten musste.

Gegen 16:00 Uhr begann ich mich für den Lauf fertig zu machen und den DropBag für Kals zu packen und abzugeben. Pünktlich um 17:30 Uhr fand das Race Briefing statt, wobei nochmals die wichtigsten Dinge besprochen (Gefahrenstellen, Notfallspläne, Wetter,  ...) wurden. Im Anschluss an das Race Briefing sammelten sich alle Läufer im Startbereich. Wie immer war eine positive Anspannung zu verspüren. Aber niemand zweifelte wirklich daran, dass die Strecke bezwingbar wäre. Es war bewölkt, aber unheimlich schwül. In Angesicht der vergangenen Hitzschlacht in Irdning war ich mir aber sicher, dass diese Verhältnisse ja nicht so schlecht wären.

Nach dem Start ging es entlang des Imbach auf den Brucker Berg. Unter Rücksichtnahme auf die Zielsetzung (finishen) und die großen Aufgaben die noch auf uns zukommen habe ich bewusst mit einem recht moderaten Tempo angefangen. Bergauf wurde gegangen - alles andere gelaufen. Mit dieser Taktik war ich nicht ganz alleine, und so kamen wir ganz gut voran. Schon bald konnten wir einen schönen Blick auf Kaprun und Zell am See, welches wir im Tal hinter uns ließen werfen. Über teils steile Wanderwege und oft aber auch schönen Forstwegen schlängelten wir uns höher (insgesamt fast 1.000 Höhenmeter). Die schwüle Hitze machte sich bemerkbar und so musste ich überdurchschnittlich viel trinken, während eine Nahrungsaufnahme sich wieder schwierig gestaltete.

Nach einer Strecke von 10km gelangten wir zur Hinterjudendorfer Alm. Wie bereits aus dem Streckenprofil bekannt hatten wir den ersten Abstieg vor uns. Auf knappen 4 km waren circa 850 Höhenmeter zurück in Tal nach Fusch an der Glocknerstraße zu absolvieren. Langsam aber sicher spürte ich ein Gefühl in meinem Magen, dass erstmals eine kleine Unsicherheit auslöste. Ich hatte den Eindruck, dass ich kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Trinken und Essen herstellen könnte. Ich nahm mir vor, bei der Verpflegungsstation mit den bereitgestellten Bananen entgegenzuwirken. Weiter ging es durch Fusch über einen Streckenabschnitt der lt. Karte "Bärenschlucht" heißt entlang der Fuscher Ache in Richtung des ersten Checkpoints in Ferleiten. Langsam brach die Dämmerung herein und ich musste die Stirnlampen aktivieren. Nach ca. 3 Stunden und 20 Minuten war km 23 und somit die Verpflegungsstation erreicht. Damit lag ich zeitmäßig sowohl unter meinem persönlichen Plan als auch weit unter den geforderten Karenzzeiten.

Nach kurzer Pause ging es weiter.  Jeder der die Strecke einigermaßen studiert hatte wusste, dass nun eine Schlüssel-Etappe auf uns wartete. In der Zwischenzeit war die Nacht hereingebrochen und man sah vor sich den Wegverlauf durch bewegliche Lichter(nämlich die Stirnlampen der anderen) vorgezeichnet. Anfänglich verlief die Strecke noch leicht ansteigend bis zur Trauneralm. Doch am Talschluss wurden unsere Erwartungen um Welten übertroffen. Je näher ich kam umso höher stiegen auch die Lichter vor mir. In der Zwischenzeit hat sich auch das Wetter geändert und es wurde stürmisch und kalt. Immer steiler und unwegsamer wurde das Gelände und so kam auch ich immer langsamer voran. Je länger ich mich aufwärtsbewegte umso mehr Läufer kamen mit auch schon wieder entgegen. Mit jedem Schritt wurde auch die Luft "dünner" und der Puls stieg bis auf die maximale Frequenz (ich hatte ja keinen Pulsmesser um, aber so fühlte es sich an). Der lange Winter mit wenig Höhentraining dürfte sich nun rächen. Der anfangs durchaus noch als Wandersteig zu wertende Weg veränderte sich immer mehr - zuerst mit Schlamm und Steinen - später dann mit Schnee und Steinen. Auch der Sturm wurde immer stärker. Als ich 3 Stunden und 9 Minuten nach Verlassen von Checkpoint 1 die Untere Pfandlscharte erreichte war der Wind so stark, dass er uns tatsächlich aus dem Gleichgewicht brachte. Damit war ich nun eigentlich genau im Plan. In der Scharte selbst war ich positiv überrascht, denn trotz der widrigen Wetterbedingungen begrüßten und beglückwünschten zwei bestens gelaunte Bergretter alle Läufer.

Nun, so war ich überzeugt, wäre das härteste überstanden und machte mich im Laufschritt auf nur um ein paar 100m weiter auch schon wieder gestoppt zu werden. Am Abstieg von der Scharte hatte sich eine fast senkrecht abfallende Schneewechte gebildet. Da man diese nicht umlaufen und schon gar nicht durchsteigen konnte hatte die Bergrettung schlichtweg 2 Seile installiert über die wir uns die 9m abseilen konnten.

Doch auch im Anschluss daran kam ich aufgrund von Wegbeschaffenheit, Dunkelheit und Witterungsverhältnisse und Höhenluft nicht so schnell voran wie ursprünglich gedacht. Auch hat sich im Verlauf der 4 km doch wieder der eine oder andere Gegenanstieg bemerkbar gemacht. Nach 01:40 erreichte ich den Checkpoint 2 beim Glocknerhaus. Das ergab somit eine Gesamtzeit von 8 Stunden 25 Minuten und 16 Sekunden. Ich hatte mit viel gerechnet, aber dass ich nach 38 km bereits mehr als eine Stunde Rückstand auf meine Plantabelle hatte und mich dabei bereits schon fühlte wie nach den 100 Meilen, beunruhigte mich doch. Daher versuchte ich die Verpflegungspause so kurz wie möglich zu halten und mich baldigst in Richtung Kals aufzumachen.

Am nächsten Teilstück wartete mit der Stockerscharte die nächste große Herausforderung.  Bereits beim Abstieg zum Magritzenstausee konnte man am Gegenhang neuerlich unzählige Stirnlampen erkennen, die sich den Weg immer höher bahnten. Dieses Bild ließ erahnen, dass auch dieser Anstieg keinen Spielraum für große Erholung oder gar ein Gutmachen von Zeit zuließ.

Durch das Dunkel der Nacht schlängelte sich der Weg immer höher und wieder sorgte die Höhenluft für einen hohen Puls und eine Kurzatmigkeit, die ich so aus der heurigen Laufsaison noch nicht kannte. Der Anstieg war ca. 2 km aber die ca. 500 Höhenmeter kosteten ganz einfach Kraft und Zeit. Nach 1:17 erreichte ich die Stockerscharte und schönlangsam musste ich mir eigestehen, dass es mit der Taktik "ruhig und auf sicheres Durchkommen anlegen ohne mich völlig zu verausgaben" so nicht gehen wird. Auf der Stockerscharte selbst waren wieder zwei bewundernswerte Bergretter die sich bestens gelaunt nach meinem Wohlbefinden erkundigten. Mit dem Hinweis jetzt "ein wenig aufzupassen und am Weg zu achten denn links vom Weg geht's steil über Felsen abwärts", schickten sie mich auf den weiteren Weg.

Dem Wiener Höhenweg folgend ging es jetzt vergleichsweise angenehm den Hang entlang. Mal ein wenig bergauf - mal ein wenig bergab, aber Zeit ließ sich auch hier keine aufholen. Zu sehr hat die bisherige Strecke mit allen Ihren Herausforderung (Hitze, Sturm, Kälte, Höhenluft, ...) ihre Rechnung präsentiert. Bei der Salmhütte angekommen beschloss ich nun mich einmal kurz aufwärmen zu gehen. Ich dachte mir: "Vielleicht sieht nach Sonnenaufgang die Welt ja wieder anders aus!"

In der warmen Hütte aß ich ein paar Nüsse und trank etwas Tee. Nach circa 20 min. fühlte ich mich soweit wieder hergestellt um mich auf den weiteren Weg zu machen. Draußen dämmerte es bereits. Dennoch konnte man auch jetzt noch den weiteren Wegverlauf, anhand der Stirnlampen die sich nach wie vor Ihren Weg durch die Gebirgslandschaft bahnten, am Gegenhang ausmachen.

Nach einem kurzen Abstieg wartete auch schon wieder ein Gegenanstieg hinauf in Richtung Glorer Hütte. Gestärkt und aufgewärmt ging es zwar jetzt wieder ein wenig leichter, aber so richtig ins Laufen kam ich nicht. Auch davon etwas von der verlorenen Zeit aufzuholen war ich weit entfernt. Langsam begann ich nachzurechnen, ob sich denn ein finishen überhaupt noch ausgehen konnte. Nach einer knappen Stunde konnte ich die Glorer Hütte erreichen. Dort war es möglich die Trinkflaschen aufzufüllen, bevor man sich auf die letzten "leichten" 13km nach Kals aufmachte. 

Auf den 3 km zwischen Glorer Hütte und Peischlachtörl sollte es eigentlich gut vorangehen - kein Anstieg und immerhin 200 Höhenmeter bergab. Doch auch hier machte das Gebirge mit seiner Wegbeschaffenheit einen Strich durch die Rechnung. Vor mit taten sich riesige Geröllfelder auf. Da in der Zwischenzeit auch noch leichter Nieselregen aufkam hatte ich neue Problemstellen zu bewältigen. Zwischen den Steinen gab es fast kein vorankommen und man musste mächtig aufpassen um sich nicht zu verletzen.

Noch immer dem Wiener Höhenweg folgend, verlief der weitere Weg über die Tschdinalm bis hin zur Glorer-Gärten-Alm. Ich ließen die Geröllfelder hinter mir und kam auch wieder ein wenig schneller voran. Nebenbei rechnete ich nochmals die weitere Marschtabelle nach. Wenn ich nach 15 Stunden in Kals wäre, würde ich ca. 1 Stunde Pause benötigen um ordentlich zu essen und mich umzuziehen. Das würde heißen, dass ich um 10:00 Uhr die Verpflegung neuerlich verlassen würde.

Damit könnte es knapp werden alle regulären Karenzzeiten zu erreichen. Wenn dann noch unvorhergesehene Probleme (welcher Art auch immer - ich hatte ja auf der bisherigen Strecke schon so einiges erlebt) dazukämen würde es unmöglich. Aber die letzte Entscheidung wollte ich in Kals nach Absprache mit der Rennleitung treffen.

Doch bevor ich das klären könnte stand von der Glorer-Gärten-Alm noch ein recht steiler Abstieg durch den Wald am Programm. Vorbei an 2 Bergrettern ging es fast geradeaus durch den Wald bis ich ein paar 100m vor der Verpflegung zum ersten Mal seit circa 12 Stunden wieder bewohntes Gebiet erreichte.

Ich erreichte Kals nach 15 Stunden und 6 Minuten (09:06 Uhr). Beim Einlaufen in den Checkpoint erfuhr ich, dass die Karenzzeit wetterbedingt  um 1,5 Stunden auf 09:30 Uhr vorverlegt worden war. Damit musste ich schnell eine Entscheidung treffen. Entweder ich müsste nach nur 20 Minuten Pause Kals verlassen und riskiere zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund von Wetter oder durch das Vorverlegen weiterer Cutt-Off-Zeiten dennoch aus dem Rennen genommen zu werden - Oder ich beende das Rennen aufgrund des hohen Unsicherheitsfaktors an Ort und Stelle und spare meine Kräfte für den Dirndltal Extrem Ultratrail auf. Ich hielt das Risiko nach zu kurzer Pause ohne sinnvollem Essen und Trinken weiterzulaufen und somit auch einen Einbruch der körperlichen Leistungsfähigkeit zu riskieren für zu groß und entschloss mich schweren Herzens zum ersten Mal in meinem Läuferleben ein Rennen nicht zu beenden. Doch war ich natürlich nicht alleine. Gemeinsam mit den anderen "Aussteigern" ließen wir bei Pasta und Bier den Rennverlauf revuepassieren. Einige Läufer die noch nach mir kamen liefen weiter - aber kein einziger von Ihnen erreichte das Ziel. Später im Rennverlauf erfolgte aufgrund von Gewitter und wolkenbruchartigen Regen ein Rennabbruch und eine Streckenevakuierung. Mit diesem Wissen kann ich im Nachhinein sagen, dass es eine schwere aber eine richtige Entscheidung war.

Damit war für mich (und viele andere) die erste Austragung des ersten Großglockner Ultratrails Geschichte. Nachdem auch die letzten Läufer von der Bergrettung eingesammelt waren, wurden wir mit einem Bus zurück nach Kaprun gebracht. Nachdem der Tag noch jung war checkte ich zuerst in meinem Hotel ein und machte mich nach einem kurzen Schläfchen zur Erholung in die Tauern Spa Therme auf. Um 20:00 Uhr bei der Siegerehrung war die Stimmung bei den meisten Läufern - auch bei jenen die aufgeben mussten wieder gut und so fand das Event in einer würdigen Ehrung einen Abschluss. Bei strömenden Regen wurde im Zielgelände auch noch mächtig gefeiert.

Nachdem ich mich in meinem Hotel dann ausgeschlafen hatte beendete ich meinen Laufwochenende mit einem sehr nett angerichteten Frühstück, ehe ich mich in Richtung Familie aufmachen musste.

Fazit

Von 250 gemeldeten Herren und 20 Damen wurden 64 Herren und 3 Damen im Ziel gewertet. Alleine das ist ein Gradmesser für die Schwierigkeit dieses Rennens. Die Ausfälle staffelten sich folgendermaßen: 7 % der Starter wurden zuletzt in Ferleiten gewertet; 18% der Starter wurden zuletzt beim Glocknerhaus gwertet, 25% der Starter wurden zuletzt in Kals gewertet und weitere 25% der Starter wurden zuletzt bei der Rudolfshütte gewertet. Eine Ausfallqute von 75% ist außergewöhnlich hoch und lässt natürlich auf eine schwere Strecke bzw. einen schwierigen Rennverlauf schließen.


DIRNDLTAL EXTREM ULTRATRAIL / 2015

Distanz: 111 km

Höhenunterschied: +/- 5.000 m

Datum: 01.&02.08.2015


Rennbericht

Dieses Wochenende stand mein zweites Antreten beim Dirndltal Extrem Ultratrail auf dem Programm. Auch wenn ich von meinem DNF am vergangenen Wochenende einigermaßen verunsichert war - war es wirklich nur die Höhenluft, die schwierige Strecke, die Verhältnisse, ... - freute ich mich extrem. Der Dirndltal Extrem Ultratrail ist so etwas wie das "Wohnzimmer der Trailrunner". Bereits beim Ankommen im Laufe des Freitags trifft man viele bekannte Gesichter. Das Race-Briefing und die Pasta-Party kann da schon mal etwas länger dauern und man muss klar darauf achten rechtzeitig (und nicht mit zu vielen Bieren) ins Bett zu kommen. Nachdem eine warme Sommernacht angesagt wurde hatte ich kurzfristig entschlossen die Nacht unter freien Himmel zu verbringen. Nach erholsamen Schlaf war um 5:00 Uhr Tagwache. Kaffee und Kuchen - dann wurde es Zeit die letzten Vorbereitungen zu treffen. Auf DropBags wollte ich heuer großteils verzichten - einzig beim CP8 deponierte ich mir das Notwendigste. Sonst trug ich wie vom ViaNatura und vom GroßglocknerUltratrail gewohnt alles in meinem Rucksack mit. Damit wollte ich verhindern, dass ich an den CPs zu viel Zeit mit Umpacken verliere. Knapp vor der Startzeit wurde mit der Startkarte eingecheckt. Die Stimmung am Start war wie immer sensationell gut und um punkt 06:00 Uhr fiel der Startschuss zur "Unternehmung Gürtelschnalle".

Vom Start weg ging es flott voran - wie immer war das gesamte Feld zu schnell unterwegs. Die ersten 10km bis Hofstetten sind ein recht leichtes Teilstück und so war ich bereits nach 57min bei CP1 (9,5min schneller als der Plan).

Im zweiten Teilstück ging es ein Stück entlang der Mariazeller Bahn. Es war noch nicht zu heiß und so kam ich auch weiterhin sehr gut voran.

Auf den ersten Steigungen nahm ich die Stöcke und auch das Tempo heraus. Bergauf zügig gehen und bergab dafür schneller laufen war das Motto.

So erreichte ich ohne größerer Anstrengung nach 2h26min den CP2 bei km23 (ca. 26min schneller als der Plan).

Mit fortlaufender Strecke kamen auch immer anspruchsvollere Steigungen und auf Teilstück 3 wartete mit dem Grüntalkogel der erste echte "Berg". Auch wurde es jetzt immer heißer, doch noch lag der Großteil der Strecke im Schatten.

Beim Anstieg zum Grüntalkogel kam es dann auch bei so manchen Startern bereits zu den ersten größeren Problemen.

Sascha (Alexander Hablecker, Startnummer 5) musste von Krämpfen geplagt sein heuriges Antreten vorzeitig beenden. Gerhard (Gamsjäger, Startnummer 40) verzeichnete durch eine kleine Unachtsamkeit einen kapitalen Sturz und verletzte sich an der Hand. Er kämpfte sich bis CP3 weiter, wo er fachmännisch verarztet wurde und so nach Anlegen eines Verbandes das Rennen vorerst weiterführen konnte. Nach 4h08min registrierte ich mich bei CP3 (km 35,5) und hatte bereits fast 40min Vorsprung auf meinen 18h-Plan herausgearbeitet.

Das Teilstück 4 war wieder eines mit leichteren Wegverhältnissen doch schön langsam konnte man an den Anstiegen die direkte Sonneneinstrahlung durchaus bemerken. Dennoch kam ich zügig voran und erreichte 53min vor dem Plan den CP5 (km 48) in Frankenfels (Durchgangszeit 5h50min).

Nach kurzer Verpflegung ging es weiter auf das Teilstück 5. Dank unproblematischer Streckenführung und leichter Wegbeschaffenheit kam ich bergauf gut voran. Nur bergab machten mir meine Knie, die anscheinend von meinem Glocknerabenteuer noch leicht in Mitleidenschaft gezogen waren, zu schaffen. So kam ich nun auch bei steileren Abstiegen nicht allzu schnell voran. Doch das war im Plan durchaus berücksichtigt. Die letzten Kilometer zum CP5 waren ja wieder Straßenkilometer und es ging doch wieder flott voran. Das fünfte Teilstück wurde genau in der Soll-Zeit absolviert und so erreichte ich den CP5 (km 61) nach 7h55min und hatte immer noch 53min Vorsprung auf "meinen Plan".

Die etwas längere Verpflegungspause vor den beiden "Königsetappen" fiel doch etwas kürzer aus als geplant. Aufgrund des auftretenden Wespenbefalls machte ich mich nach kürzest möglichem Aufenthalt an den wohl schwierigsten Anstieg des Rennens. Wie ich aus dem letzten Jahr wusste würde sich auf den folgenden zwei Teilstücken entscheiden ob der 18h-Plan scheitert oder nicht. Neuerlich machte sich die Mittagshitze ohne Erbarmen bemerkbar. Ich kam zwar nicht ganz so schnell voran wie ich wollte, aber immerhin konnte ich in der Gesamtzeit 25min unter dem Plan bleiben. Nach 9h22min erreichte ich den CP am Eisenstein (km 67). Damit waren die Chancen auf 18 Stunden durchaus noch intakt. An diesem Checkpoint gibt es traditionell eine Suppe und es waren auch nur sehr wenige Wespen zu sehen. Daher beschloss ich ein wenig länger zu pausieren und mir auch noch ein alkoholfreies Bier zu gönnen. Nach fast 9,5h immer die gleiche Verpflegug, sehnt man sich nach Abwechslung. Um nicht unnötig Zeit zu verlieren machte ich mich dann recht rasch auf die nächste Etappe. Hinunter vom Eisenstein - Hinauf auf den Hohenstein.

Der Abstieg in Richtung Gscheid fiel mit aufgrund der Erfahrung und des besseren Trainings der vergangenen Monte bedeutend leichter als im letzten Jahr und erstaunlicherweise spielten auch die Knie wieder gut mit. Einzig die Tatsache, dass ich heuer im gesamten Rennverlauf eigentlich die gesamte Zeit alleine unterwegs war machte es ein wenig mühsam. In diesem Streckenabschitt konnte ich neuerlich den Plan einhalten und so hatte ich bei Erreichen von CP7 am Hoihenstein (km 74, Durchgangszeit 11h19min) nach wie vor einen Polster von 25min auf die geplanten 18h.

Einen halben Liter Almdudler und einer kleinen Verschnaufpause später folgte nun eine leichte Etappe auf einem Fahrweg. 9,5km nur bergab. Da konnte ich es trotz meiner spürbaren Knie wieder "ganz gut laufen lassen". Auf diesem Abschnitt war es möglich neuerlich 10min auf den Plan gutzumachen und so hatte ich bei Erreichen von CP8 (km 83,5; Durchgangszeit 12h40min) gute 35min Pufferzeit. Schön langsam nahmen die 18h Zielzeit Gestalt an und das erleichterte die Sache auf die leichte Verunsicherung der vergangenen Woche ungemein. Bei diesem CP hatte ich meinen DropBag positioniert und nach dem Wechsel von Schuhen und Leibchen ging es auch gleich weiter. 

Hier stieß ich auch wieder auf Gerhard, der sich im Teilstück 3 den Finger verletzt hatte. Er war wohl wirklich der Härteste von uns allen. Er wusste noch immer nicht ob der Finger gebrochen war oder doch anders verletzt, aber er kämpfte sich von CP zu CP. Auch sein Ziel waren die 18h. Nach kurzer Beratung und Berechnung ob sich das ausgehen könnte beschlossen wir gemeinsam weiterzukämpfen. Doch bereits nach kurzer Zeit bekam Gerhard Probleme mit dem Magen. Anscheinend wirkten sich die schmerzstillenden Medikamente extrem schlecht auf sein körperliches Befinden aus. Da ich Ihn schwerlich mitten im Wald alleine lassen konnte blieb ich bei Ihm. Noch war zeitlich ja alles in Ordnung. Bis CP9 ging es aber doch etwas zögerlich voran und so schmolz das Guthaben auf die Planzeit auf 7min. Nach einer Laufzeit von 14h40min erreichten wir den CP9 in Geiseben (km92,5). Für die verbleibenden 18,5 Kilometer blieben uns noch 3h20min (das entspricht 200min). Damit durften wir durchschnittlich 10min48sec pro Kilometer benötigen um unser Ziel zu erreichen.

Doch der Magen von Gerhard wollte nicht besser werden und so ging es teilweise nur sehr schleppend voran. Zeitweise mußte ich auf Ihn warten und langsam sah ich die Plan-Zeit in Gefahr. Mit einer tatsächlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 12min18sec auf den Kilometer waren wir definitiv zu langsam unterwegs. Doch derzeit konnte ich nichts ändern. Bis zum nächsten CP musste ich Ihn auf alle Fälle begleiten. Wenn ihm alleine auf der Strecke etwas passieren würde, wüsste man nicht wann man Ihn finden würde. So kamen wir nach langen 2h03min zum letzten Checkpoint (km 102,5; Laufzeit von 16h43min). Damit war ich erstmals im Rennverlauf gegenüber meiner Planzeit in Rückstand geraten - 14,5min fehlten. Erstmals stellte sich die Zielerreichung wirklich in Frage. Würden wir die letzten 8,5km wirklich in 1h13min statt der geplanten 1h30min laufen können? Gerhard sprach mit einer nachkommenden Läuferin über sein Magenproblem und siehe da sie hatte eine Lösung. Er bekam von Ihr ein "Mittelchen", welches die Magenprobleme binnen 20 min. lösen sollte. Auch Walter (Seewald, Startnummer 16) kam zum CP9. So beschlossen wir zu Dritt weiterzulaufen und alles zu versuchen um das 18h-Limit zu unterbieten.

Ein kurzer Anstieg war noch zu überwinden. Diesen erledigten wir noch mit einigermaßen moderatem Tempo um zu sehen ob sich Gerhards Magen wirklich beruhigen würde. Und tatsächlich konnten wir nach kurzer Zeit wieder in den Laufschritt fallen. Da wir die letzten 19km vergleichsweise langsam zurücklegten waren wir muskulär ganz gut erholt und konnten bergab ein recht flottes Tempo anschlagen, doch eine schwierige lange Gerade stand uns in der Ebene noch bevor. Teilweise konnten wir das Tempo auf 6min30sec erhöhen und schon beim Einbiegen in die "4km-Zielgerade" waren die 18 Stunden wieder greifbar.

Ein paar 100m vor dem Ziel musste noch einmal die Straße überquert werden und dann konnte man das ESV-Heim beim Zieleinlauf bereits sehen und die Musik des Sommerfests hören. Fast möchte man sagen man konnte die Käsekrainer vom Grill schon riechen. Wir gaben nochmals ordentlich Gas und nach 17h48min überschritten wir die Ziellinie. Damit erfüllten wir nicht nur den 18h-Plan sondern konnten mit 1h5min auf die letzten 8,5km (Durchschnittsgeschwindigkeit von 7min38sec/km) die geplanten 17h59min30sec noch deutlich unterbieten! Im direkten Vergleich zum Vorjahr konnte ich meine persönliche Bestzeit um sage und schreibe 3h42min30sec verbessern.

Glücklich und Stolz konnten wir die Medaille in Empfang nehmen und auch das Bier welches uns vom Empfangskomitee überreicht wurde schmeckte ausgesprochen gut. Das Beste an der Zeit war aber, dass das Sommerfest noch in vollem Gang war und somit auch noch Gegrilltes und Getränke (ohne Ende) zur Verfügung standen. Somit konnten wir zum entspannten Erfahrungsaustausch mit anderen Finishern übergehen und auch noch so manchen Teilnehmer im Ziel gratulieren. Eine Dusche und einige Biere später ging es dann so gegen 2 Uhr morgens in Bett - Schließlich wollten wir für die Siegerehrung am nächsten Tag fit sein.

Nach einem kurzen Kaffee startete bereits wieder der zweite Teil des Sommerfests. Nachdem man nach so einem anstrengenden Ultralauf verpflegungstechnisch ein wenig Nachholbedarf hat frühstückt man auch eher außergewöhnlich. Daher organisierte ich mir das erste Würstel des Tages. Bei der Siegerehrung durften wir dann die begehrte Trophäe des Dirndltales in Empfang nehmen - die gravierte Gürtelschnalle.

Fazit

Das große Ziel für das heurige Jahr ist erreicht. Neben der Medaille, dem Finisher-Shirt und der Urkunde konnte ich heuer auch die begehrte Gürtelschnalle erobern! Damit kann ich entspannt in die kommende Saison starten und mich voll und ganz auf die offene Rechnung mit den Großglockner Ultratrail konzentrieren!

Zeittabelle

In dieser Tabelle finden sich die offiziellen Zwischenzeiten im Vergleich mit der von mir als Marschtabelle erstellten Planzeiten. Die offiziellen Zwischenzeiten sind insofern ein reiner Richtwert, da bei einigen Checkpoints die eingehende (z.B.: CP5) und bei anderen die ausgehende Zeit notiert (z.B. CP6 ) wurde. Das heißt in manchen Zwischenzeiten sind keine, aber manch anderen dafür zwei Verpflegungspausen inkludiert. Das heißt zum Beispiel, dass für das TS6 eine Zeit von 1:41:00 zu werten wäre, für das TS7 aber 1:43:00.















WIEN RUNDUMADUM

 

Datum: 31.10.2015

Distanz: ca. 130 km

Höhenunterschied: ca. +/- 1.709 m



Eigentlich hätte es der krönende Abschluß der Saison werden sollen. Nach allem was ich heuer schon gelaufen bin, hätte ich mit einem schnellen problemlosen Finallauf gerechnet. Aber meist kommt es dann doch anders als man denkt!

Kurzfristig hatte sich auch Walter, mit dem ich schon beim "Via Natura 100 Meilen Lauf"und beim "Dirndltal Extrem Ultratrail" am Start stehen (und im Dirndltal auch finishen) durfte, entschlossen noch den Wien-Rundumadum mitzulaufen. Somit wollten wir die Saison beenden wie sie angefangen hatte!

Um 6:30 Uhr stand das Briefing am Programm. Mitten während der Besprechung klopft mir plötzlich wer auf die Schultern. Ich drehe mich um und da steht doch tatsächlich Dieter Ladegast aus Bayreuth, mit dem Walter und ich beim Via Natura über längere Strecken gemeinsam gelaufen sind. Er macht mit seiner Frau ein Wien-Wochenende, und hat es sich nicht nehmen lassen, seine Lauffreunde beim Start anzufeuern. Kurz geplaudert, ein paar Fotos gemacht und dann mussten wir schon zum Start.

Punkt 07:00 Uhr erfolgt das Startsignal und eine doch ganz ansehnliche Läufermenge wälzt sich im dichten Nebel in Richtung Marchfeldkanal, dessen Verlauf wir dann bis zur Donau folgen sollten.

Es geht im Pulk sehr locker aber doch mit einem recht schnellen Anfangstempo dem Entlastungsgerinne entlang. Schon nach kurzer Zeit jedoch merke ich, dass ich ungewöhnlich "schwere" Beine habe und es eventuell doch härter werden könnte als das Streckenprofil und der Trainingszustand ursprünglich erwarten hätten lassen.

Die ersten 14 km sind flach und asphaltiert - so kommen wir gut voran. Nach und nach setzt sich die Sonne durch und im Kahlenbergerdorf angekommen muss ich mich der warmen Jacke entledigen, denn hier wartet ein kurzer aber sehr selektiver Anstieg. Über den Nasenweg geht es auf den Leopoldsberg und weiter auf den Kahlenberg.

Hier kann man so richtig die Aussicht genießen während man sich in engen Serpendinen den Leopoldsberg hochschlängelt. Nach kurzer Zeit erreichen wir unser (aus vielen Trainingsläfen) mir gut bekanntes Ziel - die Burg am Leopoldsberg. Wir machen eine kurze Fotopause bevor wir die wenigen Kilometer bis zur ersten Verpflegungsstation in Angriff nehmen.

Bei  Kilometer 17 direkt am Kahlenberg erwartet uns die erste Labestation und es gibt ein wunderbares Frühstück. Von dort geht es meine bekannte Wander- und Trainingsstrecke weiter - bergauf und bergab über herrliche Forstwege und Trails durch den wunderschönen herbstlichen Wienerwald.

Die Sonne lacht vom Himmel und uns lacht das Herz. In der wunderschönen Landschaft bei durchaus annehmbaren Temperaturen haben auch meine Beine beschlossen das ungute Gefühl von der Früh abzulegen und machen auch keine Probleme mehr. So läßt es sich wirklich genießen. Entlang der Strecke ghet es nun über die Marswiese, Schottenhof, Jubiläumswarte, Feuerwache Steinhof und hinter dem OttoWagner Spital weiter. Nach ca. 37km erreichen wir Hütteldorf und für die nächsten Kilometer ist es mit dem Wald leider vorbei. Entlang der Straße (Wiener Westeinfahrt) geht es in Richtung Auhof. Doch gleich nach Kilometer 41 kommt ja nochals eines der schönsten Teilstücke auf uns zu. Es geht auf Trails aussen um den Lainzer Tiergarten herum und dort wartet auch nochmals die (vor-)letzte Bergwertung auf uns. 

Auf diesem Streckenabschnitt macht sich das schöne Wetter der vergangenen Tage und auch die Menge des abgefallenen Laubes positiv bemerkbar. Während hier im vergangenen Jahr mehr Gatsch als Weg war ist es heuer ein toller Trail. Zwischenzeitlich wird Walter von einer hinterlistigen agressiven Wurzel angesprungen, so dass er kurz zu Boden geht. Doch zum Glück geht dieser Sturz ohne Verletzung aus. Unverzüglich kann Walter seinen Weg wieder fortsetzen. So Umrunden wir den Lainzer Tiergarten und erreichen nach ca. 52 Kilometer die dritte Verpflegungsstation beim Gütenbachtor.

Voll im Zeitplan und sehr positiv gestimmt füllen wir nochmals unsere Energiespeicher auf, ehe wir uns auf die Umrundung des "südlichen Flachlandes von Wien" machen wollen. Am Weg haben wir schon mehrmals eine "alte Bekannte" von mir aus dem letzten Jahr getroffen - Claudia. Sie schließt sich uns an und das (wie es Walter in seinem Facebook-Bericht bereits sehr treffend formuliert hat) Rundumadum-Dreamteam ist komplett. Von diesem Zeitpunkt an haben wir auch die perfekte Betreuung am Fahrrad mit dabei. Nach einem kurzen Abstecher zum Pappelteich geht es über Kalksburg und dem Liesingbach-Radweg nach Liesing.

Für Walter folgt nun eine komplette "Unbekannte". War er noch vor wenigen Wochen nur auf den höchsten Bergen unterwegs muss er jetzt ohne Höhenmeter aber dafür mit Unmengen an Asphalt klarkommen. Claudia und ich kennen den Abschnitt ja schon vom letzten Jahr und so geht es auch weiterhin ganz gut voran, auch wenn Walter ab und zu raunzt und nach einem Bier giert! Endlich erreichen wir die Halbdistanz - wir liegen noch immer gut und Walter (dem Himmel sei Dank!) bekommt endlich sein bestelltes Bier. Dementsprechend gestärkt geht es jetzt über den Laaer Berg auf Feldwegen Richtung Simmering. Kurz vor der 3. Versorgungsstation überqueren wir die Bahn. Auf der Brücke ein Blick nach links, am Horizont sind Leopoldsberg und Kahlenberg zu sehen. Da waren wir vor achteinhalb Stunden. Schon weit weg!

Nun bricht endgültig die Nacht herein. Es wird dunkel - Und dunkel heißt zu dieser Jahreszeit kühl. Also ist bei Versorgungsstation 3 umziehen angesagt - Jacke an, Stirnlampe auf, kurz die Unklarheiiten mit GPS-Tracker geklärt, das Navi gecheckt (--> schließlich kommt noch die Lobau auf uns zu) und weiter. Durch das Stehen sind die Gelenke eingefroren und eingerostet, es braucht ein paar Minuten zügigen Gehschritt, bis wir wieder auf Betriebstemperatur sind und weiterlaufen können. Vorbei am Zentralfriedhof geht es nach Kaiserebersdorf und weiter zum Kraftwerk Freudenau. Noch immer haben wir unsere Radbegleitung immer an unserer Seite.

Sehr "spacig" da im Dunklen drüber laufen. Es folgt die Donauinsel rauf zur Steinspornbrücke und dem Roten Hiasl. Noch geht es zügig dahin. Die nächsten 12 km geht es durch die Lobau - diese ist in der Dunkelheit immer ein Kriterium. Hat man den Weg verloren ist es teilweise schwierig Ihn wiederzufinden (--> wie Claudia im letzten Jahr schmerzhaft feststellen musste). Unser Laufschritt wird immer langsamer, wir bauen immer wieder Gehphasen ein. Die Lobau nimmt kein Ende. Nichteinmal ein einziges Tier ist zu sehen. Irgendwann stelle ich die Frage in den Raum: "Hab ich euch schon gesagt dass mir die Lobau am Oasch geht?" Walter antwortet: "Nein". Darauf ich: "Dann sag ich es euch jetzt!". In der unendlichen Stille der Lobau wiederholt sich dieser Dialog alle paar Minuten. Claudia, die sich bisher als Plaudertasche gezeigt hat, ist schon eine Zeit lang ruhig. Irgendwann wirft allerdings auch sie ein: "Die Lobau geht mir am Oasch." Aber das Dreamteam kämpft weiter. Walter weiß nicht ob er diesen Abschnitt alleine geschafft hätte. Claudia weiß nicht ob sie sich nicht wieder verlaufen hätte. Nur ich weiß mit Sicherheit, dass mir die Lobau am "Oasch" geht. Nach einer gefühlten Unendlichkeit erreichen wir Km 97 - Versorgungsstation 4 (Eßlinger Furt). Leider müssen wir aufgrund eines Stromausfalles Etwas auf die warme Verpflegung warten. Doch die heiße Suppe und die beste Debreziner, die wir jemals gegessen habe, hauchen uns wieder Leben ein. Es ist jetzt 21:45 Uhr, die Lobau hat uns viel Zeit und Energie gekostet. Aber es sind "nur" mehr 33 km - Kindergeburtstag! Also geht es weiter. Wieder sind wir total eingefroren und eingerostet, aber irgendwie funktioniert das mit dem Auftauen und Entrosten nicht mehr so richtig. Unter diesen Bedingungen wird es Laufen nicht mehr wirklich spielen. Wir stellen uns darauf ein nur mehr zu gehen. Aber das Dreamteam gibt nicht auf und so spulen wir km für km herunter. Bei Kilometer 102 stößt mein Bruder Thomas ("der hawaiianische Ironman-Thomas") zu uns um uns auf den letzten 28 Kilometern zu begleiten. Damit haben wir nun schon 2 Begleiter. Bei km 113 (Bahnhof Gerasdorf) erreichen wir die letzte Labestation. Es ist unglaublich kalt und wir müssen feststellen, dass wir uns in der Kleidungswahl geirrt haben. Eigentlich hätten wir auf die Winterbekleidung unsteigen m&uumml;ssen. Wahnsinn wie die Kälte und der Wind dem ausgelaugten Körper zusetzt. Alle Hoffnung liegt auf dem letzten Anstieg der Tour - dem Bisamberg. Vor dem Anstieg stösst noch mein zweiter Bruder Rudi ("100 Marathon-Club Rudi") zu uns. Wir erwärmen uns nicht mal mehr beim Anstieg auf den Bisamberg. Jetzt noch die Stammersdorfer Kellergasse hinunter, ein Feld queren und entlang des Marchfeldkanals Richtung Ziel.

Nach 21:13 Stunden überqueren Claudia, Walter und ich (--> das Rundumadum-Dreamteam) Hand in Hand die Ziellinie. Wir sind komplett fertig - der Plan hat nicht gehalten - aber dennoch sind wir &uul;berglücklich! Der Zielbereich befindet sich in einer Turnhalle und jetzt können wir uns endlich wieder aufwärmen.


Zeittabelle


Danksagung

 

Mein besonderer Dank gilt:

Walter - nicht nur für die treue Begleitung beim Lauf sondern auch für die Genehmigung Teile seines Facebook-Berichtes in meinen Rennbericht übernehmen zu dürfen.

Claudia - natürlich für die treue Begleitung beim Lauf und die organisierte Fahrradbetreuung!

Thomas - für die wohl längste "Wanderung" seiner Sportkarriere - ja auch er kann noch einen Muskelkater bekommen!

Rudi - für die spätnächtliche Unterstützung am Bisamberg.